Der Begriff „Open Science“ ist seit einiger Zeit in aller Munde. Doch manchen ist sicherlich noch nicht bewusst, wie (positiv) sich Open Science in der Praxis bemerkbar macht bzw. machen wird und welche Bemühungen täglich geleistet werden müssen, um Open Science voranzutreiben. Darüber gibt Hendrik Werner in diesem Blogbeitrag Auskunft.
Open Science ist eine Zusammenfassung mehrerer Praktiken, deren gemeinsames Merkmal darin besteht, dass jede:r die entsprechenden Prozesse einsehen, verbreiten und daran mitwirken kann. Im Einzelnen sind dies:
- Open Data: freier Zugang und Weiterverbreitung von Forschungsdaten
- Open Source: Software mit frei einsehbarem, änderbarem und nutzbarem Quelltext
- Open Methodology: Methodik des jeweiligen Forschungsvorhabens detailliert beschreiben zwecks Reproduzierbarkeit der Ergebnisse
- Open Peer Review: transparentes, partizipatives Peer-Review
- Open Access: freier Zugang und Weiterverbreitung von Publikationen
- Open Educational Ressources: freier Zugang und Weiterverbreitung von Lern- und Lehrmaterialien
- Open Source / Open Science Hardware: Baupläne von Geräten und Apparaten frei einsehbar
Ziel ist es, Wissen transparent zu machen und durch die Community und die interessierte Öffentlichkeit weiterzuentwickeln. Open Science kann somit durchaus als Demokratisierung des öffentlich geförderten Wissenschaftssystems bezeichnet werden.
Zunächst wird deutlich, dass die Umsetzung der verschiedenen Bereiche von Open Science zu einer enormen Verbesserung der Informationsversorgung führen wird: Jede und jeder Einzelne wird von überall her auf weite Teile des Wissens öffentlich geförderter Forschung zugreifen können. Ausnahmen werden selbstverständlich auch in Zukunft gelten für Forschungsergebnisse, die aus Gründen des Datenschutzes oder aus Sicherheitsgründen nicht (vollumfänglich) veröffentlicht werden dürfen. Ebenso ist nicht zu erwarten, dass Privatunternehmen ihre Forschung Teil von Open Science werden lassen – diese Forschung ist aber auch nicht öffentlich gefördert.
Auch die Öffentlichkeit bekommt Gelegenheit, an Forschungsprozessen mitzuwirken. Somit kann die Wissenschaft auf das Wissen und die Fähigkeiten aller zurückgreifen. Zudem wird deutlich, dass das Open-Science-System aufgrund des hohen Maßes an Transparenz und Partizipation resilient ist gegen schädliche Einflüsse einzelner Personen oder Organisationen (Karriere, wirtschaftliche Interessen usw.). Wikipedia ist, von Ausnahmen abgesehen, ein Beleg für diese Annahme. Zwar gibt es dort immer wieder Beeinflussungsversuche, deren Ausmaß jedoch aufgrund des Freigabe-Systems (ähnlich dem Open-Peer-Review-Verfahren) weitaus geringer ist, als einst von Kritikern prophezeit.
Die genannten Ziele und Vorteile erreichen sich verständlicherweise nicht von alleine. Alle Stakeholder müssen involviert sein. Wissenschaftlichen Bibliotheken kommt dabei eine entscheidende Rolle als Multiplikator und ausführende Kraft zu:
- Sie müssen Open Science bewerben.
Beispielsweise indem sie Wissenschaftler:innen überzeugen, dass es sich mittel- und langfristig auszahlt, Open Access zu publizieren und nicht in den „klassischen“, zum Teil seit Jahrzehnten etablierten Zeitschriften. - Sie müssen den Beteiligten die nötigen Kenntnisse zu Open Science vermitteln.
Beispielsweise indem sie die verschiedenen Open-Access-Wege sowie deren Vor- und Nachteile erklären. - Sie müssen die Umstellung auf Open Science betreuen.
- Sie müssen, um beim Beispiel Open Access zu bleiben, in Verhandlungen mit den Verlagen treten.
Die oben beschriebenen Möglichkeiten sind zwar noch nicht vollumfänglich ausgeschöpft, jedoch geht der Weg unaufhaltsam in Richtung Open Science. Wissenschaftliche Bibliotheken müssen und werden ihren Beitrag dazu leisten.
Autor dieses Blogbeitrags
Hendrik Werner Studiengang „Bibliothek und digitale Kommunikation“ 6. Semester.
DOI (Digitalausgabe): https://doi.org/10.48664/cfr3-6q65
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