von Martin Briel (Auszubildender bei ZB MED)
ZB MED versorgt Kundinnen und Kunden in Köln mit Literatur und anderen Medien aus den Bereichen Medizin und Gesundheit und in Bonn mit Informationen rund um die Ernährungs-, Umwelt- und Agrarwissenschaften. Alle diese Themen zusammen sind die Lebenswissenschaften. Aber warum machen wir es uns selbst so kompliziert? Wäre es nicht praktischer, alles an einem gemeinsamen Standort zu haben? Und warum sind die Themengebiete ausgerechnet in Medizin und Gesundheit sowie Ernährungs-, Umwelt- und Agrarwissenschaften aufgeteilt?
Als ich hier vor zwei Jahren meine Ausbildung zum Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste (kurz FaMI) anfing und meiner Familie und meinen Freunden erzählte, dass ich sowohl in Köln als auch in Bonn arbeiten werde, haben sie mich das auch gefragt. Kurz nach der Frage, was denn ein FaMI eigentlich ist und ob man sich damit anstecken könnte, aber das ist eine andere Geschichte …
Dass ZB MED eigentlich aus zwei Bibliotheken besteht, hängt mit unserer bzw. der Geschichte unserer Vorgängereinrichtungen zusammen.
ZB MED in Köln
Im Jahre 1908 wurde in Köln die „Bibliothek der Akademie für praktische Medizin“ gegründet. Sie hatte als Krankenhausbibliothek die Aufgabe, das Krankenhauspersonal der damaligen Krankenanstalt Lindenburg mit Fachliteratur zu versorgen. Zunächst gab es einen Bestand von 75 laufenden Zeitschriften und 5000 Büchern. Durch den gezielten Erwerb von Medien, Nachlässen und verschiedenen Sammlungen wuchs der Bestand schnell auf über 30.000 Medien an. Als 1920 die Universitäts- und Stadtbibliothek Köln (USB) neugegründet wurde, wurde die damalige Vorgängerin von ZB MED als medizinische Abteilungsbibliothek dort eingegliedert. Das Bibliotheksgebäude befand sich in der Joseph-Stelzmann-Straße.
1964 empfahlen DFG und Wissenschaftsrat, die medizinische Abteilungsbibliothek der USB Köln zur Zentralbibliothek für Medizin auszubauen. Diese wurde 1969 gegründet. Am 3. Juli 1973 erhielt sie ihre erste Satzung. Dieses Datum gilt heute als das eigentliche Gründungsdatum von ZB MED.
1994 wurde der Name in „Deutsche Zentralbibliothek für Medizin“ geändert; ZB MED zog 1999 in ein eigens errichtetes Gebäude auf dem Gelände der Unikliniken.
In den Jahren 2001 bzw. Jahr 2003 hat ZB MED die fachlich passenden Spezialgebiete Ernährungs-, Umwelt- und Agrarwissenschaften und den neuen Standort Bonn hinzugewonnen. Wie kam es dazu? Ein Rückblick auf die Geschichte des ZB MED-Standortes Bonn, der viele interessante Details bereithält, gibt die Erklärung.
Geschichte der Bibliothek in Bonn
Im Jahre 1847 wird in Bonn-Poppelsdorf die „Höhere landwirtschaftliche Lehranstalt“ gegründet. Da es noch keine Literaturbasis gab, stellte der damalige Direktor der Lehranstalt, Dr. Schweitzer, Bücher aus seiner privaten Bibliothek zu Verfügung. Die noch junge Bibliothek befand sich in zwei (Zitat Schweizer: „dürftigen“) Räumen des 1889 abgerissenen Gutsgebäudes.
1852 zieht die Bibliothek, der jährlich etliche Bücher verloren gehen, in zwei Zimmer des Dachgeschosses des Direktorial- oder Dekanatsgebäudes in der Meckenheimer Allee um. Erreichen können Studierende sie nur, wenn sie durch die Wohnung des Direktors gehen. In der Folgezeit wird die Bibliothek nur selten genutzt, da es in den Räumen weder künstliche Beleuchtung noch eine Heizung gibt.
1861 wird die Lehranstalt vom preußischen Staat zur „Königlich Preußischen Landwirtschaftlichen Akademie“ erhoben. Die Bibliotheksangestellten können nun leichter Literatur aus dem Ausland und Nachlässe erwerben. Ab 1900 umfasst der Bibliotheksbestand über 10.000 Bände. Die Studierenden kritisieren die ungünstigen Ausleih- und Benutzungszeiten, sowie die Räumlichkeiten (inzwischen gibt es unglaublicherweise eine Hängelampe, die 1852 angeschafft wurde).
Der Bestand wächst weiterhin. Nachdem viele der Bücher aus Platzmangel teilweise gestapelt werden mussten, zieht die Bibliothek 1907 ins Erdgeschoss des Hauptlehrgebäudes um. 1934 wird die Landwirtschaftliche Hochschule der Universität Bonn als siebente Fakultät angegliedert. Die Bibliothek wird zur „Abteilung Landwirtschaft“ der Universitätsbibliothek Bonn.
Im Jahr 1950 bekommt sie von der Deutschen Forschungsgemeinschaft das Sondersammelgebiet Landwirtschaft zugewiesen und wird 1962 von ihr zur Zentralbibliothek der Landbauwissenschaft ernannt. Somit war die Bibliothek verpflichtet, landwirtschaftliche Fachliteratur zu sammeln.
Zusammen mit den naturwissenschaftlichen und medizinischen Beständen der Universitätsbibliothek umfasste der Bestand der ZBL 470.000 Bände und 6.150 Zeitschriften. 1983 bezogen die beiden Bibliotheken das gemeinsame Gebäude und den heutigen Standort von ZB MED in Bonn in der Nußallee 15a.
Da die ZBL in die sogenannte „Blaue Liste“ (heute Leibniz-Gemeinschaft) eingetragen war und Gelder von Bund und Ländern bekam, änderte sie 1995 ihren Namen in „Deutsche Zentralbibliothek für Landbauwissenschaften“.
Zusammenführung der beiden Bibliotheken
1999: Der Wissenschaftsrat empfiehlt die Einstellung der Förderung der ZBL als Blaue-Liste-Einrichtung.
2001: Die Abwicklung der ZBL wird beschlossen. Geschlossen wird sie jedoch nicht. Sie wird in das Fachgebiet Ernährung und Umwelt und in das Fachgebiet Agrarwissenschaften aufgeteilt. Die Fächer Ernährung und Umwelt werden Teil von ZB MED Köln, da diese die Themengebiete Medizin und Gesundheit ergänzen.
Im Jahr 2003 entscheidet man sich dazu, das Fachgebiet Agrarwissenschaften ebenfalls ins Sammelspektrum von ZB MED aufzunehmen. Damit ist die Einrichtung von ZB MED als heutiges Informationszentrum Lebenswissenschaften an zwei Standorten vollzogen!