von Joshua Klostermann Auszubildender bei ZB MED als Fachangestellter für Medien- und Informationsdienste im 2. Ausbildungsjahr
Hinter der alten Fassade versteckt sich mehr als man denkt. Im Gebäude des Stadtarchivs steckt die Kultur und die Geschichte Wuppertals. Auf über mehr als sechs Regalkilometern befinden sich Akten, Bilder und viele andere Archivalien rund um Wuppertal und die umliegenden Orte.
In diesen Blog möchte ich von meinen Erfahrungen in dem Stadtarchiv erzählen und über die Tätigkeiten berichten, die ich dort ausgeführt habe.
Das Stadtarchiv archiviert alles, was sich auf Wuppertal bezieht und bewahrt es für die Nachwelt dauerhaft auf. Auch für Nutzerinnen und Nutzer ist das Archiv zugänglich, um dort zu recherchieren. In der Regel sind es Erbenermittlerinnen und -ermittler, aber es kommen auch manchmal Schülerinnen und Schüler, Studierende und viele andere Interessierte ins Archiv, um etwas für eine Arbeit zu recherchieren. Für die Nutzerinnen und Nutzer hat das Archiv auch einen kleinen Lesesaal. Hier können sie sich über ein Bestellformular unter anderem Geburts-, Heirats-, und Sterberegister bestellen. Manche Nutzerinnen und Nutzer sehen sich auch mal alte Zeitschriften an, die zum Teil verfilmt im Archiv zu finden sind. Die verfilmten Zeitschriften bestehen zum größten Teil aus dem Generalanzeiger und der Wuppertaler Rundschau. Jeden zweiten Mittwoch kommen außerdem Familienforscherinnen und -forscher sowie Erbenermittlerinnen und -ermittler, die dann außerhalb der Öffnungszeiten ebenfalls in den Registern und Urkunden recherchieren.
Mein erster Tag begann mit der Besichtigung des Archivs selbst, das sich über vier Etagen erstreckt. Der größte Bestand ist den Sterbe-, Heirats- und Geburtsurkunden vorbehalten. Um in dieser Masse etwas finden zu können, gibt es zu den meisten Urkunden auch Register. Desweitern befinden sich auch noch Plakate, Bilder und diverse andere Medien in dem Archiv, wie auch die verschiedenen Akten aus den Verwaltungsabteilungen der Stadt Wuppertal.
Die Verzeichnung bzw. die Erfassung dieser Akten gehörte unter anderem zu meinen Aufgaben. Ich habe ausschließlich die Akten aus dem Kulturamt verzeichnet. Bei der Verzeichnung werden alle relevanten Themen aus der Akte in einer Access-Datenbank erfasst.
Wie schon vorher erwähnt gibt es auch Personen, die gerne etwas über ihre Vorfahren erfahren wollen, oder im Auftrag bestimmte Infos zu Personen brauchen. Diese Anfragen bearbeitet die Familienforschung. In der Regel erhalten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Briefe oder E-Mails mit den Anfragen. Oft werden die Adressen oder die Geburt-, Heirats- oder Sterbedaten einer oder mehrerer Personen erfragt. Für die Adressrecherche werden verfilmte oder digitalisierte Adressbücher oder Meldekarten benutzt. Die Adressbücher ab 1950 wurden digitalisiert und können am Computer eingesehen werden. Die Jahrgänge davor sind auf Mikrofichen am dazugehörigen Lesegerät einsehbar. Bei den Meldekarten waren alle vorhandenen Jahrgänge auf Mikrofilmen vorhanden. Die Recherche begann man immer mit den Adressbüchern, da man da grobe erste Infos erhalten konnte. Wenn dort nichts zu finden war, nahm man sich die verfilmten Meldekarteien vor. Hier gab es aber das Problem, dass aufgrund der Qualität oft nicht lesbar war, was darauf stand. Daher musste ich auch manchmal an die Originale dran gehen, die ebenfalls im Archiv zu finden waren. Wenn dann aber auch nichts gefunden wurde, bekam der Kunde eine Nachfrage nach weiteren Infos hat, die helfen könnten das Gesuchte zu finden. Aber wenn von Anfang an nur unzureichende Infos vorhanden sind, wird erst gar nicht recherchiert, sondern der Kontakt zum Kunden direkt aufgenommen. Manchmal kam es vor, dass auch Anfragen kamen, die nichts mit der Familienforschung zu tun hatten. Einmal hatte ich zum Beispiel eine Anfrage zu dem so genannten Frontkämpferbund.
Eine andere Aufgabe, die nur das eine Mal gemacht werden musste und sonst nicht zu den üblichen Aufgaben gehört, war das Entsorgen alter Gesetzestexte. Denn diese hatte das Archiv bereits doppelt in seinem Bestand. Und da man sie nicht veräußern konnte, mussten diese leider weggeworfen werden.
Außerdem gab es noch eine eher ungewöhnliche Aufgabe. Aufgrund eines Wasserschadens sind einige der Heiratsurkunden beschädigt worden. Deswegen werden diese nach und nach an eine Restaurationsstätte in Trier gebracht. Bei dem Verpacken der Urkunden habe ich ebenfalls mitgemacht.
Ein Teil des Archives beinhaltet die Zeitgeschichtliche Sammlung. In dieser sind Zeitschriften, Flyer und andere Informationsquellen rund um Ereignisse in Wuppertal enthalten. Die Wuppertaler Rundschau oder Zeitschriften anderer Stadtteile dienen hier unter anderem als Informationsquellen. Aus diesen werden alle interessanten Artikel herausgesucht und wie bei der Verzeichnung der Akten in eine Access-Datenbank eingetragen. Jeder Artikel wird aber nur in einem kleinen Absatz zusammengefasst. Anschließend werden die Zeitschriften und andere Quellen noch anhand einer Liste nach Zahlen sortiert und dann in ihre passenden Kartons in das Magazin gebracht.
Eine andere, sehr interessante Aufgabe war das Bewerten von Akten. Ich habe diese Tätigkeit nur einmal miterlebt, aber allgemein wird dies des Öfteren getan. Wir sind dann zum Wuppertaler Rathaus gefahren, um Akten aus dem Gewerbeamt einzusehen. In dem Fall wurden verfilmte Gewerbeanmeldungen und welche auf Papier bewertet. Am Ende wurde beschlossen, dass diese dann ins Archiv aufgenommen werden, um die Geschichte Wuppertaler Firmen und Geschäfte besser nachvollziehen zu können.
Dem Archiv wurden auch Bauakten übergeben, obwohl diese eigentlich nicht in das Sammelgebiet des Archivs fallen. Aber da diese nun mal im Archivgut sind, müssen sie auch verwaltet werden. Diese wurden aber leider unsortiert und ohne eine vorgegebene Sortierung ins Archiv gebracht und mussten deswegen komplett neu sortiert werden. Einmal habe ich dabei geholfen. Wir haben einen Teil der Akten nach den Namen der Straße sortiert, wo der Bau stattfand. Aber da es mehrere Regale sind, wird dies eine längere Aufgabe sein.
Dies waren die wichtigsten Aufgaben, die ich in den vier Wochen im Archiv ausgeführt habe. Am letzten Tag habe ich noch eine kleine Übungsaufgabe bearbeitet. Ich habe einige Infotexte über die Kurrentschrift erhalten. Dies ist die alte Deutsche Schrift. Da viele der Dokumente in dieser Schrift geschrieben sind, sollte ich mich mal daran probieren einen Brief von Friedrich Engels in unsere Schrift zu übertragen.
Im Allgemeinen konnte ich mir ein gutes Bild davon machen, was die grundlegenden Aufgaben eines FaMIs der Fachrichtung Archiv sind:
- Akten verzeichnen
- Akten bewerten
- Archivgut verwalten
- Nutzeraufträge bearbeiten
- Unterstützung im Lesesaal
Hier sollte man noch erwähnen, dass es sich um ein Kommunalarchiv handelt und die Aufgaben in anderen Archivarten entsprechend variieren können. Ich fand die Erfahrung im Archiv sehr interessant und abwechslungsreich. Auch wenn das Verzeichnen der Akten mit der Zeit etwas einseitig wurde, waren die anderen Aufgaben immer sehr interessant.
Wer also Interesse an Geschichte hat, sich für Medien aller Art interessiert, findet hier eine gute Ausbildungsmöglichkeit und ein spannendes Tätigkeitsfeld.
DOI (Digitalausgabe): https://doi.org/10.48664/tfp2-4w89