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Dr. Eva Maria Hackenberg leitet bei ZB MED den Lebenswissenschaftlichen Dienst.

11 Fragen an Eva Maria Hackenberg

Ihr Motto?

Wechselt. Aktuell aus dem bei der Amtseinführung des neuen amerikanischen Präsidenten vorgetragenen Gedicht The Hill We Climb der jungen Lyrikerin Amanda Gorman:

For there is always light.
If only we´re brave enough to see it.
If only we´re brave enough to be ist.

Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Gerne würde ich jetzt eine sportliche Betätigung nennen. Aber tatsächlich liebe ich es, Lesezeit ohne zeitliche Beschränkung zu haben. Zum Beispiel die ausgiebige Zeitungslektüre am Sonntagmorgen mit einem Pott dampfendem Kaffee und am liebsten mit meinem Mann als „Lesebegleitung“.

Welche Gabe würden Sie gerne besitzen?

Alles Gelesene dann auch direkt zu behalten… Und was mich aktuell beschäftigt: Ich würde gerne die Covid-19-Schutzimpfungsmisere auflösen können, das heißt Impfstoff für alle Altersgruppen in ausreichender Menge weltweit, zügig, ohne finanzielle, juristische oder logistische Barrieren zur Verfügung zu stellen.

Welche Forschungsleistung bewundern Sie am meisten?

Da gibt es einige. Zuletzt die Entwicklung der Gen-Schere CRISPR/Cas9 zur Herbeiführung gezielter Mutationen, für die die Molekularbiologinnen Charpentier und Doudna im vergangenen Jahr den Nobelpreis für Chemie erhalten haben. Ich bin gespannt auf die Chancen, die sich damit zum Beispiel im Kampf gegen Krebs oder auch in der beschleunigten Züchtung von Nahrungspflanzen eröffnen.

Der mutigste Moment in Ihrem Leben?

Ich bin eher nicht mutig, höchstens selten einmal leichtsinnig. In der Regel überlege ich mir sehr genau, was die Konsequenz bestimmter Aktionen sein mag und wäge ab, ob ich mir das leisten oder durchstehen kann. Dann ist es doch schon nicht mehr mutig, oder?

Das Schönste in Ihrem Arbeitsalltag?

So banal das klingt: einer sinnstiftenden Aufgabe nachzugehen, in meinem Fall der Forschungsunterstützung bei ZB MED und Kolleginnen und Kollegen um mich zu haben, mit denen ich in vertrauensvoller Arbeit auf ein gemeinsames Ziel hinwirken kann.

Bibliothek ist für mich?

… die unverzichtbare Begleitung im Kontext der digitalen Transformation. In Zeiten divergierender Informationen, in denen Fake News so prägend sind, dass sie sich laut einer kürzlich in Science publizierten Studie sechsmal schneller als korrekte Nachrichten verbreiten, bieten Bibliotheken durch ihre Unabhängigkeit Orientierung mit wissenschaftlich fundierten Inhalten und Argumenten, Anleitung zur Informationskompetenz und sind darüber hinaus glaubwürdige Lernorte.

Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?

Grundsätzlich bin ich immer bereit, Fehler zu entschuldigen, weil sie menschlich sind. Insbesondere dann, wenn sie nicht ignoriert, sondern eingestanden und reflektiert werden. Dann kann aus Fehlern Neues und Gutes entstehen.

Ihre liebsten Protagonist:innen im Roman, Film, Theater, Fernsehen?

Melancholische Figuren mit lakonischem Witz, wie zum Beispiel in den Aki Kaurismäki-Filmen der 1980er/90er. Oder unkonventionelle Mädchen und Frauen: von Pippi Langstrumpf über Hedda Gabler, die schwangere Polizistin Marge Gunderson in Fargo bis Beth Harmon in The Queen´s Gambit.

Ihre Lieblingsheld:innen in der Wirklichkeit?

Alltagsheldinnen und -helden der Stunde – auch wenn es aktuell einige davon gibt – sind für mich Mütter und Väter, die die Betreuung, Versorgung und Lernbegleitung eines oder mehrerer Kinder bei geschlossenen Kitas und Schulen mit ihrer eigenen Berufstätigkeit vereinbaren müssen. Selbst die früher mögliche Entlastung durch den Einsatz von Großeltern, Paten oder Freunden fällt ja derzeit weg. Die anhaltende Erschöpfung daraus und die Belastung der Verantwortung, dass die Kinder und Heranwachsenden die lange Zeit der Beschränkungen psychisch stabil überstehen, kann ich nur ahnen.

Ihr Traum vom Glück?

Endlich wieder mit meinem Kammerchor gemeinsam proben und Konzerte erleben zu können. Ich singe, seit ich denken kann. Diese vibrierende Mischung aus Aufregung, Konzentration und Spannung am Beginn eines Konzertes, während die Musikerinnen und Musiker ihre Instrumente stimmen und bevor unser Dirigent den Taktstock hebt, fehlt mir sehr. Teil eines großen musikalischen Klangkörpers zu sein, macht mich glücklich.

Ihre Lieblingspflanze?

Brassica napus, der Ölraps. Nicht nur weil ich vor vielen Jahren an dieser Pflanze gearbeitet habe, sondern weil in jedem Jahr zur Hauptblütezeit im Mai zum Beispiel in meiner alten Heimat Mittelhessen der Anblick gelb-leuchtender Rapsfelder einfach schön ist.

Das Interview wurde im Januar 2021 geführt.

DOI (Digitalausgabe): https://doi.org/10.48664/30mn-cq65