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Wissenschaftliche Schätze bewahren: Bestandserhaltung bei ZB MED

Von Anika Droste

Bestandserhaltende Maßnahmen gehören wie die Beratung von Nutzer:innen, die Bereitstellung von Informationen und aktueller wissenschaftlicher Literatur sowie die Entwicklung von Forschungsinfrastrukturen zu den Aufgaben von Fachbibliotheken. Diese machen die Arbeit in einer Bibliothek wie ZB MED nicht nur sehr interessant, sondern auch anspruchsvoll und komplex.

Im Rahmen meines Studiums „Bibliothek und digitale Kommunikation“ an der TH Köln habe ich ein Seminar zum Thema „Management von historischen Beständen und Sammlungen“ besucht und dort entdeckt, dass mich das Thema Bestandserhaltung sehr interessiert.

Aus diesem Grund habe ich mich für das Praxissemesterprojekt „Bestandserhaltung bei ZB MED“ beworben und durfte damit im Oktober 2023 starten.

Warum Bestandserhaltung?

Katastrophen wie der Einsturz des Kölner Stadtarchivs oder der Brand der Anna Amalia Bibliothek erinnern uns daran, wie wertvoll ältere Bestände sind und wie sorgsam mit ihnen umgegangen werden muss, um sie für nachfolgende Generationen zu bewahren. Der Erhalt des schriftlichen Kulturguts ist von unschätzbarem Wert, und jede Maßnahme zur Bestandserhaltung ist ein Schritt in die richtige Richtung.

ZB MED besitzt eine umfangreiche Sammlung von Literatur ab 1945. Diese Bestände befinden sich in einer kritischen Phase, was die Materialbeschaffenheit betrifft. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Hadernpapier aus Alttextilien durch Papier mit Holzschliff ersetzt. Hadernpapier, das wesentlich alterungsbeständiger ist, wird aus Stoffstücken hergestellt, die in eine Kalklösung eingelegt werden. Diese Methode verleiht dem Papier eine alkalische Reserve, die den Alterungsprozess verlangsamt und auch heute noch in der Restauration und Entsäuerung Anwendung findet.

Die Herausforderung mit Holzschliffpapier

Bei Papier aus Holzschliff wurde ab dem 19. Jahrhundert mit einer sauren Leimung gearbeitet, die das Papier schon bei der Herstellung mit einem sauren pH-Wert versieht. Dies führt dazu, dass das Papier schneller altert, brüchig wird und die Ränder braun und empfindlich werden. Das führt dazu, dass schon beim Entnehmen aus dem Regal Ecken abbrechen oder Ränder zu Staub zerfallen können. Auch wenn viele dieser Bestände digitalisiert werden können, ist es wichtig, sie im Original zu erhalten.

Wie können Bestände erhalten werden?

Die Entsäuerung von Papier ist eine entscheidende Maßnahme, um diese wertvollen Dokumente zu schützen. Ein hoher pH-Wert führt zum Verlust der Faserfestigkeit und zum Abbau der Elastizität des Papiers, wodurch es brüchig wird. Bei einer Entsäuerung findet eine Papierneutralisierung statt und alkalische Reserven werden in das Papier eingebracht. Sie verlängert die Lebensdauer des Papiers und verhindert weitere säurebedingte Schäden an den betroffenen Beständen.

Überprüfung der Bestände auf Anzeichen von Papierzerfall

Ein beträchtlicher Teil des Bibliotheksguts in Deutschland ist von Papierzerfall bedroht und auf Entsäuerung angewiesen. Im Rahmen meines Praxisprojekts habe ich die Bestände von ZB MED untersucht und gefährdete Bestände identifiziert. Dabei wurden die Sammlung Hoffmann aus dem Kölner Standort und eine agrarwissenschaftliche Sammlung aus dem Bonner Standort von ZB MED als besonders gefährdet eingestuft und für eine Restaurierung und chemische Stabilisierung ausgewählt.

Bestandserhaltende Maßnahmen wie diese werden von verschiedenen Stellen gefördert. Die Landesinitiative Substanzerhalt und die Koordinierungsstelle zur Erhaltung schriftlichen Kulturguts unterstützen die Entsäuerung von Schriftgut. ZB MED ist bei beiden Stellen antragsberechtigt. Da eine kombinierte Förderung geplant ist, muss zuerst ein positiver Bescheid auf den bereits gestellten Antrag bei der Landesinitiative Substanzerhalt vorliegen, bevor auch ein Antrag bei der Koordinierungsstelle eingereicht werden kann. Die Kombination dieser beiden Förderlinien ermöglicht es, mit weniger Eigenmitteln eine höhere Fördersumme zu erzielen. Dadurch kann eine größere Menge an Bibliotheksgut erhalten werden.

Abbildung 2 Trockenreinigung von Beständen mit Zeichenbesen und Radierer aus Naturkautschuk

Vorbereitung der Bestände für die Entsäuerung

Vor der Entsäuerung müssen die Bestände trocken gereinigt werden. Dabei werden grobe Verschmutzungen sanft mit einem Radierer aus Naturkautschuk entfernt und Staub sowie andere Partikel mit einem weichen Handbesen von der Oberfläche gebürstet. Dies erfordert einen vorsichtigen Umgang mit den Beständen, um sie nicht weiter zu beschädigen. Außerdem ist Schutzkleidung, bestehend aus Kittel und Maske, notwendig, da die feinen Partikel, die bei der Säuberung in die Luft gelangen, die Atemwege reizen und Allergien auslösen können.

Verantwortung für die Zukunft

Die Erhaltung unseres schriftlichen Kulturguts ist eine komplexe und verantwortungsvolle Aufgabe, die nicht nur technisches Wissen, sondern auch eine große Sorgfalt erfordert. Bibliotheken wie ZB MED spielen dabei eine zentrale Rolle und tragen dazu bei, das kulturelle und wissenschaftliche Erbe für zukünftige Generationen der Forschung zu bewahren.

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