Forschungssoftware spielt eine zentrale Rolle in der Forschung. Sie ist allgegenwärtig und steckt zum Beispiel in Datenbanken, Infrastrukturen oder Webanwendungen wie Jupyter Notebooks. Ohne passende Software wäre Datenanalyse nicht denkbar. Umso wichtiger, dass Auffindbarkeit, Zugänglichkeit, Interoperabilität und Wiederverwendbarkeit (FAIR) von Software gewährleistet ist.
Genau darauf zielen die FAIR for Research Principles – oder kurz FAIR4RS-Principles – ab. Diese wurden im Mai 2022 veröffentlicht. Grundlage für die FAIR4RS-Principles bilden die FAIR Data Principles. Aufgrund der spezifischen Eigenschaft von Software in Bezug auf ihre Ausführbarkeit, Zusammensetzung und ständige Weiterentwicklung sind die FAIR Data-Prinzipien jedoch nicht eins zu eins auf Software anwendbar. So sind Forschungsdaten zum Beispiel statisch und können lediglich um weitere erhobene Daten ergänzt werden. Software dagegen ist ein wachsendes Konstrukt, an dem teilweise viele Personen arbeiten und von der es verschiedene Versionen geben kann. Für die Erarbeitung der FAIR-Prinzipien für Forschungssoftware hatte sich 2019 die Arbeitsgruppe FAIR for Research Software Working Group (FAIR4RS WG) gebildet. Die FAIR4RS-Principels wurden im Mai 2022 veröffentlicht:
- FAIR Principles for Research Software (FAIR4RS Principles), Version 1.0, 22. Mai 2022.
Das Thema Forschungssoftware und ihre Stellung in der Wissenschaft rückt zunehmend ins Blickfeld der wissenschaftlichen Communitys. Die Annahme und Umsetzung der FAIR4RS-Prinzipien kann die Transparenz, Reproduzierbarkeit und Wiederverwendbarkeit von Forschungsergebnissen erhöhen, indem Forschungssoftware bereitgestellt wird, die in verschiedenen Umgebungen und von Dritten ausgeführt, repliziert, darauf aufgebaut, kombiniert, neu interpretiert, neu implementiert und/oder verwendet werden kann.
Eine Reihe von Organisationen plant bereits die Einführung von FAIR4RS Principles. Weiterhin ist aber ein kultureller Wandel notwendig, wenn es um den Stellenwert von Forschungssoftware geht. Der aktuelle Blogbeitrag der Research Software Alliance (ReSA) gibt einen Überblick über die die Initiativen, die an der Umsetzung der Grundsätze in fünf Bereichen des kulturellen Wandels arbeiten: Politik, Anreize, Gemeinschaften, Ausbildung und Infrastruktur. Es wird darauf hingewiesen, dass viele Aktivitäten zwar Aspekte der FAIRness von Forschungssoftware verbessern, dass aber noch mehr Arbeit nötig ist, um die FAIR4RS-Prinzipien in ihrer Gesamtheit leichter zu übernehmen.
Der Umgang mit und Stellenwert von Software ist auch Thema des Videos „Nachhaltiger Umgang mit Forschungssoftware“ auf dem ZB MED-YouTube-Kanal. Das Video ist eine Aufzeichnung der Auftaktveranstaltung von Prof. Dr. Konrad Förstner zum Zertifikatskurs Forschungsdatenmanagement 2023/24. Der Zertifikatskurs „Forschungsdatenmanagement“ wird als Kooperation der Landesinitiative für Forschungsdatenmanagement NRW – fdm.nrw, ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften und ZBIW angeboten. In seinem Vortrag zeigt Konrad Förstner auf, an welchen Stellen in der Forschung Software steckt und geht auf die vielen Aspekte von Software in der Wissenschaft ein, die berücksichtigt werden müssen und die in vielen Teilen noch von offenen Fragen begleitet werden.