Das PUBLISSO-System, ein Open-Access-Angebot von ZB MED.
Blogbeitrag von Ursula Arning:
Der Wissenschaftsrat fordert in seinem Papier „Empfehlungen zur Transformation des wissenschaftlichen Publizierens zu Open Access“, dass „Voraussetzungen dafür zu schaffen [seien], dass auch neue, innovative Publikationsorte entstehen“[1] können. ZB MED bietet bereits seit 2003 mit dem Open-Access-Publikationsportal GMS – German Medical Science – als Kooperationsprojekt mit der AWMF und dem DIMDI – einen solchen innovativen Publikationsort an und hat diesen mit seiner PUBLISSO-Plattform Gold aktualisiert.
Seit 2014 hat ZB MED – ganz dem Open-Science-Gedanken verpflichtet – mit PUBLISSO parallel ein neues Publikationssystem aufgebaut, basierend auf dem Open-Source-Content-Management-System Drupal. Es wird kontinuierlich ausgebaut:
- Journals
- Buchpublikationen, die Living Handbooks
- Serien, bspw. die MAK-Collection
- Enzyklopädien (Projekt OAPEnz)
- Kongress-Publikationen (in Vorbereitung)
Diese unterschiedlichen Publikationsmöglichkeiten werden durch ein breites Beratungsangebot rund um das wissenschaftliche Publizieren ergänzt.
PUBLISSO ist FAIR
Das für Autor:innen Innovative und Attraktive am PUBLISSO-Publikationsort ist, dass innerhalb einer Plattform verschiedene Publikationsarten veröffentlicht werden und diese zukünftig auch miteinander vernetzt sind. Neben der freien Zugriffsmöglichkeit (accessible) der Open-Access-Publikation, ermöglicht das Online-Publizieren es, die Veröffentlichungen stets aktuell zu halten. Durch Versionierung können einzelne Beiträge ohne großen Mehraufwand zeitnah aktualisiert und modifiziert werden (reusable). Dabei bekommen sie jeweils einen eigenen Digital Object Identifier (DOI) und sind so dauerhaft auffindbar und zitierbar (findable). Auch Forschungsdaten, auf denen die Publikation basiert, audiovisuelles Material oder andere Formate, die die Inhalte anreichern oder veranschaulichen, können gleichzeitig veröffentlicht werden. Sie werden – im Falle von lebenswissenschaftlichen Publikationen – im ZB MED-eigenen Fachrepositorium Lebenswissenschaften (FRL) veröffentlicht und mit dem Text in einer Art Linked Information gegenseitig referenziert.
Von Beginn an – und konform mit den Anforderungen von Plan S – wurde die Publikationssoftware auf den Prozess eines Single Source Publishing hin gestaltet. HTML-Publikationen werden auch in einer druckfertigen PDF ausgegeben. Im GMS-System war von Anfang an eine maschinenlesbare XML-Version (interoperabel) vorhanden und wird bei PUBLISSO zurzeit nachgezogen.
PUBLISSO ist nachhaltig
Seit 2021 steht die Plattform auch als PUBLISSO-System anderen Einrichtungen zur Nachnutzung zur Verfügung. Das bedeutet, dass nicht nur Fachgesellschaften oder Institutionen aus den Lebenswissenschaften das Publikationssystem für ihre Veröffentlichungen nutzen können, sondern dass es auch offen ist für andere Disziplinen.
Es handelt sich beim PUBLISSO-System um eine webbasierte Publikationslösung, die drei Arten der Nachnutzung ermöglicht:
- Das PUBLISSO-System steht als Open-Source-Anwendung auf einem Git und kann dort frei nachgenutzt werden.
Dabei hosten und warten die Nutzenden das System selbst. Eine Beteiligung an den Entwicklungen der Software ist ausdrücklich erwünscht. Das System kann z.B. als Plattform für kleinere und mittlere sowie wissenschaftseigene Verlage dienen, die selbst nicht die Kapazitäten haben, ein eigenes System aufzubauen, aber von der Idee des Open Access überzeugt sind. Ein erster Pilot ist in Zusammenarbeit mit dem Verlag Barbara Budrich mit dem Projekt OAPEnz gestartet, in dem die Open-Access-Enzyklopädie zum Thema Politik und Geschlecht durch den Verlag und in den wissenschaftlichen Händen der Sektion „Politik und Geschlecht“ der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft (DVPW) auf dem PUBLISSO-System veröffentlicht wird.
Zur Open-Source-Anwendung - Das PUBLISSO-System wird von ZB MED gehostet und gewartet.
Interessierten Institutionen aller Fachdisziplinen – Forschungseinrichtungen, Fachgesellschaften, Hochschulbibliotheken und andere – die nicht über die notwendige IT-Infrastruktur verfügen oder keine personellen Ressourcen haben, um sich damit zu befassen, bekommen eine eigene Instanz mit eigenem Layout. Sie sind allerdings selbst für die redaktionelle Qualität der Publikationen verantwortlich, während ZB MED sich um die Einrichtung und Wartung der Instanz kümmert. Für diesen Service wird eine Aufwandsentschädigung erhoben. - Für die Veröffentlichungen aus den Lebenswissenschaften bietet ZB MED den kompletten Service.
Wir hosten Zeitschriften, Bücher, Serien, Kongresse sowie Enzyklopädien und sorgen je nach Servicemodell sowohl für die redaktionelle Qualitätssicherung als auch für das Management des inhaltlichen Review-Prozesses. Alle Publikationen, die auf der PUBLISSO-Plattform Gold veröffentlicht sind, werden in das Langzeitarchivierungssystem Rosetta überführt. Somit ist eine langfristige Auffindbarkeit wie auch die technische Zugreifbarkeit gewährleistet.
PUBLISSO ist forschungsnah
Ein weiteres wichtiges Kriterium der PUBLISSO-Plattform Gold ist der durchkonzipierte Redaktionsworkflow: In enger Zusammenarbeit mit den Herausgebenden sind verschiedene Publikationsszenarien durchgespielt und entsprechend entwickelt worden. So ist es zum einen möglich, nach dem Konzept What you see is what you get selbst im System zu schreiben und dabei gleich das finale Layout vor Augen zu haben. Zum anderen ist auch die Anforderung umgesetzt, eine Datei einreichen zu können, die dann im Upload das Review-Verfahren durchläuft. Es können jeweils individuelle Review-Bögen, die den Ansprüchen der eigenen Fachwissenschaft entsprechen, im System hinterlegt werden. Die Herausgebenden können wählen, in welchem Verfahren sie die Einreichungen begutachten lassen möchten – single blind ist der Standard, double blind und bald auch Open Peer Review sind ebenfalls möglich.
In diesem Kontext ist das Besondere an der Plattform, dass der gesamte Publikationsprozess von der Einreichung über das Management des Review-Verfahrens bis zur Publikation innerhalb dieses einen Systems stattfindet, ohne dass zusätzliche Software oder eine Dateienbearbeitung außerhalb notwendig wären. Kurz: Es müssen keine Dateien zwischen den Teilnehmenden ausgetauscht oder verschickt werden. Innerhalb des Systems zeigt das Dashboard – unter Wahrung der DSGVO – was gerade für wen zu tun ist oder welche Publikationen bereits eingereicht wurden. Sind sie bereits im Review-Prozess, ist eine Bearbeitung durch Autor:innen nicht mehr möglich. Sind sie publiziert, können sie wieder bearbeitet und zu einer neuen Veröffentlichung aufbereitet werden.
Das PUBLISSO-Team steht für die Entwicklung der PUBLISSO-Plattform Gold im engen Austausch mit den wissenschaftlichen Autor:innen. Der Kontakt wird intensiv gepflegt: im Scientific Board von GMS, im PUBLISSO-Beirat sowie bei regelmäßigen Treffen mit den Herausgeber:innen. So kann die PUBLISSO-Plattform Gold bzw. das PUBLISSO-System als forschungsnahe Dienstleistung entwickelt werden. Der Service ist kundennah orientiert und es ist ausdrücklich erwünscht, sich mit seinen Wünschen und Ideen einzubringen!
Im NACHGEFRAGT-Video erläutert Prof. Dr. Ursula Arning, Leiterin des Programmbereichs Open Science, warum Wissenschaftler:innen mit PUBLISSO rundum sorglos publizieren können.
Weitere Informationen
zu PUBLISSO, dem Open-Access-Publikationsportal für die Lebenswissenschaften von ZB MED
[1] Empfehlungen zur Transformation des wissenschaftlichen Publizierens zu Open Access. Wissenschaftsrat, 2022, S. 51.
Dieser Beitrag erschien in einer früheren Version erstmalig im ZB MED-Jahresbericht 2021.
DOI (Digitalausgabe): https://doi.org/10.48664/0508-kn26